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Editor in Chief B2B COMPUTERWOCHE, CIO, CSO in Germany

KI-Risiken: Deutsche Chefs überschätzen ihr Security-Know-how

Analyse
27 May 20243Min
Risk Management

Führungskräfte glauben in Sachen IT-Security gut informiert zu sein. Doch damit liegen sie falsch – zumindest nach Einschätzung ihrer Sicherheitsexperten.

Viele Manager schätzen ihr IT-Security-Know-how falsch ein - sagen ihre eigenen Sicherheitsexperten.

Viele Manager schätzen ihr IT-Security-Know-how falsch ein – sagen ihre eigenen Sicherheitsexperten.

Foto: mohamed_hassan – shutterstock.com

Führungskräfte in Deutschland überschätzen ihr Verständnis für Cybersicherheit. Zwar behaupten viele Manager, IT-Security-Themen wie Vulnerability Management (75 Prozent) oder Zero Trust (63 Prozent) zu verstehen. Doch die eigentlichen Security-Experten in den Unternehmen sehen das anders. Gerade einmal 40 Prozent attestieren ihrer Geschäftsleitung ein tieferes Verständnis der beiden oben genannten Sicherheitsthemen.

Ratlose Vorstände: Hilfe – wer versteht den CISO?

Zu diesem Ergebnis kommt der “State of Cybersecurity Report 2024” des Softwareanbieters Ivanti. Dafür wurden mehr als 7.300 Führungskräfte, IT- und Sicherheitsexperten sowie Büroangestellte aus den USA, Deutschland, England, Frankreich, Australien und Japan zu den dringlichsten Cyberbedrohungen sowie ihren Security-Strategien befragt.

IT-Security – wer berichtet an wen?

Die unterschiedliche Wahrnehmung der IT-Security-Expertise kann zu einem Problem werden und letztendlich die Unterstützung wichtiger Sicherheitskonzepte ausbremsen, warnen die Studienautoren. Das Missverhältnis spiegelt sich auch in den Berichtswegen wider. Zwei Drittel der deutschen Unternehmensleiter sagen, dass ihr CISO direkt an den CEO berichtet. Allerdings bestätigen dies gerade einmal 37 Prozent der Security-Leiter.

Ivanti State of Cybersecurity Report 2024

Ivanti State of Cybersecurity Report 2024

Foto: Ivanti

Zusätzlich verschärft sich die ohnehin angespannte Sicherheitslage durch weitere Defizite. In knapp drei Viertel der deutschen Unternehmen liegen IT- und Sicherheitsdaten voneinander getrennt in isolierten Silos. Zwar behaupten 45 Prozent der deutschen Sicherheitsexperten, dass sich ihre Reaktionszeiten dadurch nicht verlangsamten. Dennoch beklagen sie die zahlreichen, unterschiedlichen Tools und den mühsamen Datenaustausch zwischen IT- und Security-Teams. Diese Trennung behindere die Zusammenarbeit von IT- und Security-Teams und sorge für ständige Reibungspunkte.

Ivanti State of Cybersecurity Report 2024

Ivanti State of Cybersecurity Report 2024

Foto: Ivanti

Ein weiteres Problem: Deutsche Sicherheitsexperten nehmen Angriffsmethoden und KI-Risiken längst nicht so ernst wie ihre internationalen Kollegen. Laut der Umfrage schätzen 40 Prozent der Cyberspezialisten hierzulande das Risiko von Angriffen über Prompt Injection als gering bis nicht existent ein (Weltweiter Schnitt: 29 Prozent). Ähnlich gering fällt auch die Risikobewertung für Angriffe über manipulierte Datensätze oder Deepfakes aus.

Deutschland hat bei GenAI-Nutzung die Nase vorn

Dass sich deutsche Security-Experten mit dieser Einschätzung eventuell in einer falschen Sicherheit wiegen, zeigt eine andere Zahl: Im weltweiten Vergleich nutzen deutsche Office-Worker KI-Tools auffallend häufig. Knapp jede Vierte Person verwendet bereits generative KI-Tools für seine Arbeit – weltweit sind dies nur 15 Prozent. 19 Prozent der Mitarbeitenden in Deutschland arbeiten mit diesen Tools auch ohne Genehmigung der IT- oder Security-Abteilung.

CISOs haben ein Glaubwürdigkeitsproblem

Immerhin wissen sechs von zehn Befragten aus Deutschland, dass KI die Stimme von Personen, beispielsweise eines Vorgesetzten, imitieren kann. Weltweit ist jedem zweiten Teilnehmenden diese potenzielle Gefahr bekannt. Ebenfalls positiv zu werten: Aktuell hat bereits jede dritte Bürokraft hierzulande eine KI-Schulung durchlaufen, die über Sicherheits- und Datenschutzaspekte aufklärt. Dieser Wert liegt doppelt so hoch wie der Durchschnitt der anderen Länder.